Adipositas


Unter Adipositas wird eine gesundheitsgefährdende Vermehrung des relativen Körperfettanteils verstanden. Die Erfassung erfolgt über den sogenannten Body Mass Index (BMI; das Verhältnis zwischen Körpergewicht zum Quadrat und der Körpergröße) bzw. die sogenannten BMI-Perzentil-Werte. Werte oberhalb eines Perzentils von 97 (das heißt 3% der Kinder und Jugendlichen gleichen Alters und Geschlechts erreichen höhere Werte) werden als adipös eingestuft; von Übergewicht spricht man ab einem BMI-Perzentil oberhalb von 90 (Warschburger & Petermann, 2008). Auf Grund ihrer hohen Verbreitung werden Übergewicht und Adipositas weltweit als Public­ Health­-Problem anerkannt. So zeigt die KiGGS-Studie für Deutschland, dass nach Referenzsystem der WHO etwa 26% aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 5-17Jahren übergewichtig sind; rund 9% sind von Adipositas betroffen. Dabei stellt Adipositas bei Kindern und Jugendlichen zum einen ein gesundheitliches Risiko dar, mit Folgen und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Adipositas auch im Erwachsenenalter. Zum anderen geht Adipositas aber auch mit einer verminderten Lebensqualität der Betroffenen einher (Schienkiewitz et al., 2018). Die Entstehung von Adipositas ist multifaktoriell: Neben genetischen Faktoren spielen Umgebungsvariablen wie auch das individuelle Ernährungs- und Bewegungsverhalten eine zentrale Rolle.

Um Behandlungsergebnisse von Betroffenen zu dokumentieren und damit verbessern zu können, hat die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- & Jugendalter (AGA) der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG) im Jahr 2000 die Erstellung eines Registers in die Wege geleitet, welches die Daten von Kindern- und Jugendlichen mit Adipositas in der spezialisierten Adipositasversorgung erfasst. Besonders im Zuge der COVID-19 Pandemie ist es wichtig, die Gewichtsentwicklung von Kindern und Jugendlichen im Blick zu behalten. In vielen Familien kam es zu Veränderungen in ihren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten, die ein erhöhtes Risiko für eine Gewichtszunahme darstellen – sowohl für bisher normalgewichtige als auch für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht/Adipositas: Während des Lockdowns und den damit verbundenen Kita- und Schulschließungen ist der Medienkonsum vieler Kinder angestiegen, während sportliche Aktivitäten seltener durchgeführt wurden. Weiterhin hat sich das Essverhalten durch den vermehrten Konsum von Süßigkeiten und unregelmäßigen Snacks verschlechtert. Die Unsicherheit, welche durch die Pandemie entstanden ist, sowie Quarantänemaßnahmen können dazu führen, dass Kinder vermehrt aus Langeweile und Stress essen (Storz, 2020).

Gleichzeitig stellt Adipositas in Bezug auf das Corona-Virus ein zusätzliches gesundheitliches Risiko dar. Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen geht Adipositas mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einher, am Corona-Virus zu erkranken und einen schweren Verlauf der Krankheit zu durchleben. Dies wird durch verschiedene Faktoren wie chronische Entzündungen, beeinträchtigte Immunantwort und zugrundeliegende kardiovaskuläre Erkrankungen beeinflusst (Nogueira-de-Almeida et al., 2020). Die Faktoren des erhöhten Risikos einer Infektion mit dem SARS-COV-2 Virus und des erhöhten Risikos einer Gewichtszunahme bedingen sich gegenseitig, sodass ein Teufelskreis entsteht. Vor diesem Hintergrund ist für Familien mit Adipositas von einer mehrfach erhöhten Belastung im Zuge der COCID-19 Pandemie auszugehen.

Quellen:


Schienkiewitz, A., Damerow, S., & Schaffrath Rosario, A. (2018)
Prävalenz von Untergewicht, Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland–Einordnung der Ergebnisse aus KiGGS Welle 2 nach internationalen Referenzsystemen.
Journal of Health Monitoring, 3(3), 60-74. DOI: 10.17886/RKI-GBE-2018-080

Storz, M. A. (2020).
The COVID-19 pandemic: an unprecedented tragedy in the battle against childhood obesity.
Clinical and Experimental Pediatrics, 63(12), 477.

Warschburger, P., & Petermann, F. (2008).
Adipositas.
Göttingen: hogrefe.

Zemrani, B., Gehri, M., Masserey, E., Knob, C., & Pellaton, R. (2021).
A hidden side of the COVID-19 pandemic in children: the double burden of undernutrition and overnutrition.
International Journal for Equity in Health, 20(1), 1-4.