Diabetes:


Die Zuckerkrankheit ist durch eine dauerhafte Erhöhung des Blutzuckers charakterisiert. Während Erwachsene meist am Typ-2-Diabetes leiden, einer Erkrankung die durch Übergewicht, Bewegungsmangel und erbliche Faktoren beschleunigt wird, liegt bei Kindern und Jugendlichen meist ein Typ-1-Diabetes vor: Dies ist eine Autoimmunerkrankung, die Insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse werden schrittweise vom Immunsystem zerstört, es kommt zum Insulinmangel und zum Anstieg der Blutzuckerwerte.

Typ-1-Diabetes ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindes- und Jugendalter und hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Deutschland sondern in vielen Teilen der Welt zugenommen. Aktuell geht man von etwa 32.000 betroffenen Kindern und Jugendlichen (< 20 Jahre) mit Typ-1-Diabetes in Deutschland aus. Mädchen und Jungen sind etwa gleich häufig betroffen. Bis heute ist die Ursache für den zugrunde liegenden Immunprozess nicht bekannt und es gibt noch keine dauerhaft wirksame Behandlung zur Vorbeugung.

Typ-1-Diabetes muss immer mit Insulin behandelt werden, entweder durch mehrere tägliche Gaben von schnell wirkendem und von Verzögerungsinsulin, oder durch eine Insulinpumpe. In den letzten Jahren verwenden immer mehr Kinder und Jugendliche mit der Erkrankung eine kontinuierliche Insulingabe über die Pumpe, oft kombiniert mit einer kontinuierlichen Glukosemessung. Erste Geräte, bei denen die kontinuierliche Glukosemessung die Insulinabgabe steuert, sind verfügbar. Folge einer zu hohen Insulindosis ist die Unterzuckerung, Folge eines Insulinmangels dagegen die diabetische Ketoazidose: unbehandelt können beide Komplikationen zu schwerwiegenden Problemen bis hin zur Todesfolge führen. Langfristig kann die Diabeteserkrankung zu Veränderungen an kleinen Gefäßen (häufig betroffen sind die Augen und die Nieren) aber auch an großen Gefäßen führen, letzteres erhöht die Gefahr für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsprobleme der Füße. Aber auch psychologische Probleme belasten Patienten und ihr Umfeld häufig.

Während der COVID-Pandemie wurden deutliche Auswirkungen auf Kinder mit Diabetes gefunden: Die Diagnose wurde oft verzögert gestellt, so dass vermehrt schwere Stoffwechselentgleisungen auftraten. Statt Ambulanzbesuchen wurde vermehrt eine telemedizinische Betreuung durchgeführt. Während in einigen Ländern eine Verschlechterung der Therapieergebnisse am Beginn der COVID-Pandemie stattfand, scheint die Mehrzahl der Betroffenen in Deutschland ohne meßbare Verschlechterung durch diese Zeit gekommen zu sein. Für viele Patienten und Ihre Eltern war die Zeit aber sehr belastend und über psychische Langzeitprobleme ist noch wenig bekannt.

Quellen:


Neu A, Bürger-Büsing J, Danne T, Dost A, Holder M, Holl RW, Holterhus PM, Kapellen T, Karges B, Kordonouri O, Müller S, Raile K, Schweizer R, vonSengbusch S, Stachow R, Wagner V, Wiegand S, Ziegler R
Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter
Diabetologie und Stoffwechsel S1 (Oktober 2020), S51-S64 ws2

Holl RW, Prinz N für das DPV-Register der pädiatrischen Diabetologie
Medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes – Entwicklungen der letzten 24 Jahre.
Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2020, Herausgegeben von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und DiabetesDE, Kirchheim-Verlag 142 – 152

Danne T, Kordonouri O, Lange K
Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
Grundlagen - Klinik – Therapie. Springer

Kamrath C, Rosenbauer J, Eckert A, Pappa A, Reschke F, Rohrer T, Mönkemöller K, Wurm M, Hake K, Raile K, and Holl RW
Incidence of COVID-19 and risk of diabetic ketoacidosis in new-onset type 1 diabetes
Pediatrics148(3):e2021050856 2021